Ein Tag auf deutschem Boden

Für mich hieß es am Dienstag dem 3.Oktober, das erste Mal seit unserer Ankunft, raus aus Kabwe! Es ging in die sambische Hauptstadt Lusaka, wo wir etwas mehr als 9 Wochen zuvor gelandet waren. Wir sind von der deutschen Botschaft eingeladen worden, den „Tag der deutschen Einheit“ auf deutschem Boden zu verbringen! Soviel „deutsch“ in einem Satz 🤣 

Los ging es schon morgens um 7.00Uhr, da wir bei gutem Verkehr min. 3h brauchen würden. Am Ende waren es 4h, welche ich genutzt habe um ein Loch in meiner Lieblingshose zu nähen 😉 aber nein, ich habe dafür nicht die ganzen vier Stunden gebraucht! Es war auch einfach wahnsinnig spannend, die vorbeifliegende Landschaft zu beobachten und den vielen Erzählungen von Regina zu lauschen. 

Bilder von der Landschaft habe ich zwar erst auf dem Rückweg gemacht, aber ich erlaube mir trotzdem sie schon hier einzufügen 😄 ich habe leider durch die Scheibe fotografiert… man dürfte aber doch was erkennen…

In Lusaka angekommen, wurden wir in der Stadt von Regina rausgelassen und haben uns auf den Weg zu unserer Unterkunft für die Nacht gemacht. Wir wollten unser Gepäck loswerden und dann etwas bummeln gehen. Während es in Kabwe immer ganz einfach ist ein Taxi zu bekommen (man stelle sich an den Straßenrand und warte bis zum nächsten hupenden Auto) hat in Lusaka an einer der Hauptstraßen kein einziges gehalten. So sind wir einfach losgelaufen in der Hoffnung irgendwie und irgendwo noch ein Taxi zu bekommen, welches uns zur Unterkunft bringt, die wir nicht unbedingt allein gefunden hätten. 

Mit einem Mal fuhr laut hupend ein Minibus an uns vorbei, dessen Seitentür noch während der Fahrt aufgerissen wurde und hielt dann kurz vor uns. Ob wir nicht mitfahren wollten!? Da er wenigstens zur Shopping Mall in der Nähe unserer Unterkunft fuhr, haben wir bejaht. Während Mayra (unsere neue Mitbewohnerin und Freiwillige in unserem Projekt für noch vier Monate) schon einstieg sagte einer der Fahrgäste, welcher das Geld einsammelte, kurzum zu mir „you’re fat, you go in front“ öffnete mir die Beifahrertür und schob mich nach vorne. Na danke auch… an diese offene „herzlich“ ehrliche Art der Sambier muss ich mich echt noch gewöhnen und mir teils einen bissigen Kommentar verkneifen. 

Kaum saßen wir im Bus ging es aus auch schon weiter. Immer wieder ging die Tür auf und einem Passant wurde das Mitfahren laut zurufend angeboten.

An der Mall angekommen, hatten wir beschlossen doch erstmal bummeln zu gehen und erst später ein Taxi zur Unterkunft zu nehmen. Ich habe mir doch tatsächlich nen super kuscheligen Pulli gekauft. Und das bei über 30Grad Außentemperatur. 🤔😂 aber der nächste Winter kommt bestimmt. 

Nach einem Besuch in Mayra’s Lieblingsrestaurant „Spur“ und einem nicht wirklich leckerem Eis haben wir uns dann doch gegen Nachmittag ein Taxi zu unserer Unterkunft genommen. Tja, was soll man sagen. Da wir ja nicht wussten wie wir am besten hinkommen und uns nicht sicher waren ob wir es überhaupt alleine finden, dachten wir ein Taxi wäre die beste Lösung. Aber auch der Taxifahrer ist erstmal im Kreis gefahren und hatte keine Ahnung wo die Lodge war. Als wir sie dann doch gefunden hatten, war uns auch klar warum diese „Lodge“ wohl kaum einer kennt. Nun jaaa, Einzeheiten werde ich euch ersparen und für eine Nacht war es auch irgendwie okay. Abgesehen von dem Moskitonetz welches für das Doppelbett, dass Karo und ich uns geteilt haben, viel zu knapp war. Wir sind beide nachts aufgewacht und haben einen Killerangriff auf die Moskitos gestartet, welche uns nicht mehr haben schlafen lassen. Zum Glück hatte man uns vorher Insektenspray gegeben, welches wir einmal durchs ganze Netz sprühten. Die Viecher sind tot aufs weiße Laken gerieselt und nach dem wir sie aus dem Bett befördert hatten, konnten wir endlich weiterschlafen.

Nun aber erstmal weiter im Text 😄 

Karo musste in den zwei Tagen unbedingt zum Immigration Office um ihre Arbeitserlaubnis abzuholen, die unser Visum „ersetzt“. Meine war ein Woche zuvor schon nach Kabwe geschickt worden, wo ich sie schon abgeholt hatte. Ich habe mich dann etwas später also mit Karo auf den Weg gemacht, während wir Mayra später an der Botschaft treffen wollten. Wie es aber so kommen musste, war das Immigration Office schon zu😩 Glücklicherweise wussten wir, dass die Botschaft nicht weit entfernt war und haben uns noch kurz bei einem Angestellten nach dem Weg erkundigt. Eben dieser wollte uns dann unbedingt persönlich hinbringen. Es hat sich am Ende rausgestellt, dass er selber nicht auf dem neusten Stand über den Sitz der Botschaft war, denn diese war umgezogen. Nach dem er uns einmal im Kreis geführt hatte, kamen wir noch mehr als pünktlich um kurz vor 17.00Uhr an. Beginn sollte um 17.30Uhr sein. Es kamen immer mehr Weiße an und warteten mit uns auf „Einlass“. War wirklich komisch, wieder so viele Menschen mit heller Hautfarbe auf einmal zu sehen. 🙈

Nach dem wir feierlich über den roten Teppich gelaufen waren und ein paar Hände geschüttelt haben (fragt mich jetzt nur nicht von wem 😂) wurden uns Drinks angeboten und man kam mit dem ein oder anderen ins Gespräch. Oh und vorher mussten wir noch schnell ein Foto mit den tollen Lampions im Hintergrund machen…

Nach etwas „schnacken“ folgte bald eine Ansprache vom Botschafter. Im Anschluss haben wir erst die sambische und dann die deutsche Nationalhymne gehört. Beide wurden von einer professionellen Opernsängerin gesungen. Mayra hatte richtige Gänsehaut aber auch ich fand die Stimme einfach nur schön!

Die erste Frau von links war die äußerst begabte Opernsängerin.

Anschließend wurde das Büffet eröffnet und alle stürmten zum Essen😉  Es gab unglaublich viel Auswahl an Fleisch und nur ein vegetarisches Gericht… Dafür aber sehr leckeren Kartoffelbrei🙄 Oh und es gab ne eigene Currywurst Bude, die ebenso stark frequentiert war wie das restliche Büffet.

Hier und da haben wir noch ein paar Leute kennengelernt, welche aus ganz verschiedenen Gründen in Sambia waren. Eine davon war eine Medizinstudentin, die im Krankenhaus von Lusaka drei Monate ihres Praxtischen Jahres verbringt. Es war wirklich spannend sich mit ihr über die Verhältnisse hier, im Vergleich zu Deutschland zu unterhalten.

Obwohl wir auf einem „Fest für Deutsche“ waren, hatten sich irgendwie auch zwei Kongolesen dorthin verirrt. Waren wirklich interessant die beiden und Mayra hat sich gleich mal auf französisch mit ihnen unterhalten 😄 ich hab mich derweil an deutschsprachige Gesprächspartner gehalten… Ich hatte bis dato übrigens noch nie einen so gut aussehenden dunkelhäutigen Mann gesehen😍😂 oh man war der eine schön! Hihi…😄 wobei er teils ziemlichen Schwachsinn erzählt hat und uns irgendwann immerzu zum Tanzen überreden wollte. Das haben wir aber geschwänzt, da man dabei einfach die ganze Zeit von allen Umstehenden beobachtet wurde.

Wir haben den Abend auf jeden Fall sehr genossen und sind zurück in unserer Lodge totmüde ins Bett gefallen. Von der unglaublich erholsamen Nacht habe ich ja schon erzählt… da besteht wirklich kein Widerholungsbedarf!

Am nächsten Morgen hat Karo sich dann nochmal auf den Weg zum Immigration Office gemacht, während Mayra und ich schon zu einer anderen Mall gefahren sind, wo Regina uns gegen 13.00Uhr abholen wollte. (Sie hatte übrigens bei Freunden übernachtet.) Nachdem irgendwann klar war, dass Karo ziemlich lang anstehen musste, haben wir alleine gefrühstückt. Beziehungsweise eigentlich eher Mittag gegessen. Hier gabs in jedem bisher besuchten Restaurant immer auch einem vegetarischen Burger. Aber an dem Morgen hatte ich den besten bisher!😊 

Karo kam kurz vor 13.00Uhr auch endlich an der Mall an und wir konnten uns bald darauf auf den Rückweg machen. Nach einem kurzen Stopp beim „Sunshine Seedling Services“, bei dem ich meinen ersten „Wurstbaum“ gesehen habe und einigen kleinen Einkäufen an ein paar Ständen am Wegesrand, kamen wir gegen Abend wieder sicher in Kabwe an.

Wer genau hinguckt, erkennt wie der Baum zu seinem Namen kommt…

Zusammenfassend zwei wirklich schöne Tage! 😄

Oh und heute hat es übrigens das erste Mal geregnet und ab jetzt wird es nur noch heißer 😩 nächste Woche sollen es 37Grad werden!

6 Antworten auf „Ein Tag auf deutschem Boden

  1. Ja und warum bekommen wir den so gut aussehenden dunkelhäutigen Mann nicht zu sehen – Foto???
    Musstet ihr die Nationalhymne mitsingen?
    Ob deine schwäbischen Leser „schnacken“ verstehen?
    Wie immer toll geschrieben; man hat das Gefühl dabei gewesen zu sein…

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    1. Jaaa, das mit dem Foto hat sich leider nicht so ergeben. Aber vllt kommen die zwei nochmal nach Kabwe, wie sie es ja auf jeden Fall vorhatten 😂
      Mann konnte natürlich mitsingen, musste aber nicht. Hab lieber nur zugehört😍
      Na und wenn sie es nicht verstehen, gibt’s ja zum Glück noch google 😄

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  2. Super Blogeintrag !!
    Solltest überlegen, ob du dich im Journalismus versuchst 🙂
    Es freut mich, das du soviel erlebst. Jeder Tag scheint ja doch irgendwie anders zu sein.
    Nächstes Mal schreibst du tratschen oder plaudern, das versteht auch bestimmt jeder.
    Dann beginnt nun also die warme Regenzeit, oder?
    Hier in Deutschland, soll es am WE nochmal bis zu 25 Grad warm werden. Im Verhältnis zu Sambia ja nur ein kleiner Unterschied. 🙂
    Freue mich jetzt schon wieder auf den nächsten Eintrag.

    Fühl dich umarmt.
    Dein Papa

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  3. Wieder sehr unterhaltsam 😄
    Von den unglaublich gut aussehenden Mann hätte ich aber auch gerne ein Foto gehabt 😂
    Euer Killer-Insektenspray könnt ihr mal mit nach Deutschland bringen 😁

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  4. Also ich kann deinem Dad nur zustimmen: Super Blogeintrag!! Du schreibst so lebendig, da könnte man ein Buch draus machen. Übrigens- ich glaube auch die schwäbischen Leser verstehen in diesem Zusammenhang „schnacken“. Bleib bei deiner Schreibweise, denn das bist du! Ich freue mich schon sehr auf deinen nächsten Eintrag.
    Sei ganz herzlich aus der Ferne umarmt. LG Susi

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  5. Ich wünsche dir für heute und die ganze Woche Gottes Führung und Segnung. Ich lege dich und deinen Tag jeden Morgen Jesus vor und bitte IHN, dass Er dich segnet und du ein Segen für deine Umgebung bist. Also, du bist in der Ferne nicht allein. Sei herzlich umarmt und gegrüßt. Susi

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