Was mache ich hier eigentlich?

Jaaa das frage ich mich auch öfter 😁

Mittlerweile bin ich schon 4 Wochen zurück in Lesotho und hatte mehr als genug Zeit mich wieder einzufinden. Womit es jetzt Zeit wird euch daran teilhaben zu lassen, was ich hier so mache.

Meine Projekte habe ich unter dem Menüpunkt „CEHAL & NBLMA“ schon beschrieben und nur für den Fall das ihr euch das Video über NBLMA noch nicht angeguckt habt-macht es unbedingt! Jetzt stellt sich nur noch die Frage was ich hier mache… und ganz ehrlich weiß ich das manchmal selber nicht 🙈

Fangen wir mal mit der CEHAL Klinik an. Dort arbeite ich immer zwei Tage die Woche und seit kurzem sind das Dienstag und Mittwoch. Dienstags fahre ich meist mit in eine der Fabriken, welche von CEHAL betreut werden. Dort haben die Arbeiter die Möglichkeit einer kostenlosen Behandlung. Oft wird diese Möglichkeit auch von schwangeren Arbeiterinnen zur Schwangerschaftsvorsorge genutzt. Oder noch vorher zum sogenannten Familyplanning, in dem Verhütungsmittel verschrieben und ausgegeben werden. Leider kommen viele auch einfach nur um Zeit totzuschlagen und nicht arbeiten zu müssen…

Mittlerweile habe ich die Aufgabe bekommen, bei jeden Patienten den Blutdruck zu messen und seine persönlichen Daten zu erfassen, beziehungsweise eine schon bestehende Akte herauszusuchen und den Blutdruck einzutragen, bevor er zu dem Arzt in den Behandlungsraum geht. Nicht grade die anspruchvollste Aufgabe, aber ich scheine den Schwestern trotz allem eine Hilfe zu sein und nehme ihnen gleichzeitig nicht ihre eigene Arbeit weg. Außerdem bin ich mittlerweile dadurch wirklich Expertin im Blutdruck messen und das im besondere mit folgendem Uraltgerät: 😁

Ab und zu werde ich dann doch zu einem Procedere dazu gerufen um kurz zu helfen. Wie zum Beispiel einer Implantation eines Hormonstäbchens oder tatsächlich zum assistieren bei einer Beschneidung eines erwachsenen Mannes! Sollte ich an dieser Stelle erwähnen, das mich beides fast hat ohnmächtig werden lassen, obwohl ich solche Dinge eigentlich gewohnt sein sollte?! 🙄😝 maaaan das war schon ziemlich peinlich 🙈 – war aber kein so großes Problem und ich soll es einfach wieder versuchen, meinten die Schwestern. Hab ich übrigens auch fest vor!

Eine Behandlungsliege für Ultraschall und Beschneidungen🙈

Mittwochs habe ich dann die Möglichkeit in der CEHAL Klinik selbst mitzuarbeiten. Da es nur selten mehr als zwei oder vielleicht mal vier stationäre Patienten gibt, werde ich oft zu den ambulanten Konsultationen geschickt um dort mitzuhelfen. Mittlerweile wurde vor dem Behandlungsraum eine kleine Ecke eingerichtet in der ich die Vitalwerte der Patienten erfasse und das TB-Screening (TB=Tuberkulose) mache. Außerdem wird der HIV Status und das Gewicht erfasst. Da viele Patienten kein Englisch und ich kein Sesotho spreche und meine bisher gelernten Wörter dafür nicht ausreichen, ist das wirklich eine Herausforderung. Aber an denen wächst man ja bekanntlich. 😂

Vor kurzem hatte ich das erste Mal die Möglichkeit, bei dem wöchentlich und immer mittwochs stattfindenden Baby Check-Up dabei zu sein. Dieses wird im Rahmen der „Under five clinic“ durchgeführt und soll die altersgerechte Kindsentwicklung sicher stellen. Die Kinder werden gewogen und gemessen und zu bestimmten Lebenswochen oder -monaten geimpft. Sollte etwas auffällig sein, wird der Arzt hinzugezogen. Ich hoffe ich kann da noch öfter mit rein schauen und lernen-mag ich die Arbeit mit Säuglingen und Kleinkindern doch sehr 😍

Aber es gibt ja noch NBLMA. Hier arbeite ich die restlichen drei Tage. Unsere Projektleiterin erstellt immer einen Wochenplan, damit jeder ungefähr weiß was zu tun. Da ich nur drei Tage habe und außerdem momentan die einzige Krankenschwester bin, sind meine Tage vergleichsweise noch ziemlich gut ausgefüllt. Auf längere Sicht möchte NBLMA Krankenschwestern aus Lesotho anstellen, wofür aber erstmal eine finanzielle Grundlage geschaffen werden muss. Bis dahin kann ich viel machen und wir müssen keine Schwestern von CEHAL ausleihen.

Momentan versuche ich mich darin, Infoblätter über verschiedene Krankheiten zu erstellen, welche zugleich Patienten und Volontären dienen sollen. Eine kurze leicht verständliche Erklärung der Krankheit, sowie einfache Tipps für den Lebenswandel, die den Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen können. Diese Infoblätter werden dann noch von einem Masotho Volontär in Sesotho übersetzt und von einer anderen Volontärin in Form gebracht, damit sie als Flyer gedruckt werden können.

Unter anderem haben wir auch Patienten, welche mehrmals wöchentlich besucht werden um beispielsweise die Medikamenteneinahme zu sichern. Solche Patienten besuche ich dann mindestens einmal in der Woche um die Medikamente zu richten oder den mit Medikamenten eingestellten Blutdruck zu kontrollieren und im Auge zu behalten.

Unterwegs zu den Patienten:

Ein stilles Örtchen:

Es gibt aber leider auch Tage, da ist wirklich wenig los und ich habe nicht viel zu tun. Es wäre jez nicht ganz ehrlich wenn ich nur so von meinem Projekt schwärmen würde, da es auch so seine Probleme gibt. Ich weiß nicht, wie es euch so geht, aber wenn ich zum Beispiel in die Blogs meiner Mitfreiwilligen reinlese, beschleicht mich manchmal so ein bisschen der Neid. Ganz nach dem Motto: „Oooh toll das will ich auch!“ oder „Booooah was der/die schon wieder erlebt“….

Dabei wird auf so einem Blog meist nur das Tolle und Schöne erzählt und man liest selten von negativen Dingen.

Das man in diesem Jahr so einige Herausforderungen zu meistern hat oder das es auch so richtig miese Zeiten gibt, in denen man überhaupt kein Bock mehr hat- das wird selten erzählt.

Und im Großen und Ganzen erleben wir in diesem Jahr ja auch viele wunderschöne Dinge, die es sich lohnt zu erzählen und die wir unbedingt teilen wollen.

Aber auch wenn sich die Beschreibung meines Alltags vielleicht richtig toll anhört für euch, hatte ich die letzten zwei Wochen etwas zu kämpfen. Ich persönlich finde es relativ unbefriedigend als examinierte Krankenschwester den ganzen Tag Blutdruck zu messen und wollte in meinem Jahr (das ich ja eigentlich in Sambia in einem Hospiz verbringen sollte) eigentlich viel Wissen als Krankenschwester dazu gewinnen. Und ich fand es schwer zu akzeptieren das ich jetzt weniger in medizinischen Dingen dazu lernen werde. Dafür vllt mehr an kulturellen Unterschieden oder in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Was ich eigentlich sagen will…

Es ist nicht alles Gold, was manchmal zu glänzen scheint 🙈

3 Antworten auf „Was mache ich hier eigentlich?

  1. Hallo Rabbi,
    wenn schon keiner sich traut, einen Kommentar zu hinterlassen, dann tue ich es eben 🙂
    Wie immer, hast du einen interessanten und eindrucksvollen Bericht geschrieben. Die Bilder machen das geschriebene irgendwie lebendiger. Die Eindrücke sind auch für uns als Leser ( mir geht es jedensfalls so ) schon sehr, wie soll ich es am besten ausdrücken, teilweise bedrückend, beklemmend und doch auch sehr interessant. Man kann sich doch sehr glücklich schätzen, in einem Land zu leben, wo alles vorhanden ist, und man sich um medizinische Versorgungen fast keine Gedanken und Sorgen machen muss.
    Dir wünsche ich weiterhin eine erlebnisreiche und gesegnete Zeit in Lesotho.
    In Liebe dein Papa

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  2. Hallo Rabea,
    Hat etwas länger gedauert, bis ich antworten konnte. Wir sind etwas angeschlagen, aber es wird wieder.
    Das Blutdruckgerät kenne ich noch von meinem alten Hausarzt. Ich wusste nicht, dass so ein „Altertum“ noch funktioniert 😉 Sehr berührt hat mich die Hand in deiner Hand. Und an diesem Bild kann ich sehen, dass du etwas hast, das man in keinem Beruf lernen kann. Schau nicht darauf, was andere „leisten“. Wenn du zurückschaust, dann nur darauf, was Gott schon an dir und durch dich getan hat.
    Dein Dad hat recht: wir leben in einem gelobten Land. Und meckern, wenn wir mal eine Stunde beim Arzt warten müssen.
    Ich freue mich schon auf deinen nächsten Bericht. (Du schreibst echt toll – wäre das nicht eine Idee ein Heft mit allen Berichten herauszugeben?)
    Sei ganz herzlich umarmt und sei besonders beschützt von unserem Herrn und Heiland Jesus Christus.
    Hab dich lieb.
    Susi

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  3. Hallo Rabea,

    Gerade bin ich fertig mit Lesen und Bilder anschauen.
    Mein erster Gedanke war: alles klingt so locker und einfach, als ob du nur kurz „um dir Ecke“ bist. Dabei ist Afrika – trotz der vielen schwarzen Geschwister, die ich hier kenne – doch immer noch ein wenig „terra incognita“. Man stellt sich das Leben dort so schwierig und vor allem gefährlich vor, in jeder Hinsicht. Ich habe eine Freundin in Tansania, die sich immer über die Vorstellungen der Europäer amüsiert, an sie musste ich denken.
    Ich wünsche dir von Herzen viele gute Erfahrungen, die dir niemand mehr nehmen kann. Schöne und freundliche Begegnungen und viel Freude und Segen mit und bei deiner Arbeit.
    Gott beschütze dich und lagere seine Engel um dich her.
    Liebe Grüße aus einem Deutschland, das noch immer suf den Frühling wartet.
    Bis dann,
    Brigitte und Jerry

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